„Gerade für die Kommunalwahlen braucht es eine solche Wahlhilfe“
Prof. Dr. Stefan Marschall entwickelt gemeinsam mit seinem Team von der Wahl-O-Mat-Forschung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf den lokal-o-mat. Wir haben mit ihm über das besondere Projekt, das von der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen unterstützt wird, gesprochen.

Lieber Herr Professor Marschall, was genau ist der lokal-o-mat?
Vereinfacht gesagt ist der lokal-o-mat ein Online-Angebot, das einen spielerischen Zugang zu lokaler Politik ermöglicht. Der lokal-o-mat soll den Bürgerinnen und Bürgern in zehn Projektkommunen dabei helfen, sich vor den Kommunalwahlen am 14. September über die Themen und Positionen der Parteien und der Wählergemeinschaften in ihrer Stadt zu informieren.
Digitale Wahlhilfen werden bislang vor allem für die Europa-, Bundestags- und Landtagswahlen angeboten. Warum braucht es auch für die Kommunalwahlen ein solches Tool?
Ich glaube, dass es gerade für die Kommunalwahlen eine solche Wahlhilfe braucht. Denn hier ist der Bedarf nach Information und Orientierung noch größer. Viele Menschen wissen, um welche Themen und Forderungen es beispielsweise bei einer Bundestagswahl geht. Diese werden in den Medien aber auch in den Sozialen Netzwerken aufgegriffen und diskutiert. Für Kommunalwahlen gilt das nur bedingt. Immer weniger Bürgerinnen und Bürger informieren sich über klassische lokale Medien, wie regionale Tageszeitungen, Radio- oder Fernsehsender. Sie kennen die Positionen der Parteien in ihrer Kommune oft nicht und wissen nicht, worüber der Rat entscheiden darf. Das Ergebnis ist nicht zuletzt eine sehr niedrige Wahlbeteiligung.
Wie kann der lokal-o-mat hier helfen?
Aus der Forschung wissen wir, dass Menschen vor allem dann zur Wahl gehen, wenn sie glauben, dass ihre Stimme einen Unterschied macht. Hier setzt der lokal-o-mat an. Er zeigt die unterschiedlichen Positionen der Parteien und Wählergemeinschaften zu bestimmten politischen Fragen auf und macht somit deutlich, dass es eben nicht egal ist, wer am Ende die Wahl gewinnt und im Rat vertreten ist.
Wenn der lokal-o-mat so ein sinnvolles Tool ist, warum wird er dann nur für zehn Städte in Nordrhein-Westfalen entwickelt?
In Nordrhein-Westfalen gibt es 396 Gemeinden. Es ist unmöglich, dass wir ein solches Angebot für so viele Kommunen gleichzeitig bereitstellen. Der Aufwand ist jetzt schon sehr groß. Schließlich wollen wir keine Pauschalthesen entwickeln, sondern Thesen, die möglichst konkret auf die Situation in den einzelnen Städten zugeschnitten sind. Dafür arbeiten wir mit einer Jugendredaktion zusammen, mit jungen Menschen, die in den Projektkommunen leben und gemeinsam mit uns die relevanten Themen identifizieren. Und natürlich ist es uns auch wichtig, dass das Tool gewisse Qualitätsstandards einhält. Die Thesen durchlaufen einen Faktencheck, es gibt eine Art Controlling für die Antworten der Parteien und das komplette Projekt wird wissenschaftlich begleitet.
Eine letzte Frage, was waren oder sind bei der Entwicklung des lokal-o-mat die größten Herausforderungen?
Lokale Themen sind oft sehr speziell und konkret. Beim Wahl-O-Mat, dessen Entwicklung wir hier an der Universität Düsseldorf schon lange wissenschaftlich begleiten, hätten solche Themen keine Chance, weil sie kaum jemand kennt und sie nur wenige Menschen betreffen. Aber für eine Kommunalwahl kann eine einzelne Straße oder ein Gebäude, das gebaut oder abgerissen werden soll, ein richtig großes Ding sein. Diese lokalen Themen zu erkennen, das war die größte Herausforderung. Ich glaube aber, dass uns das, auch dank der Unterstützung durch die Jugendredaktion, ganz gut gelungen ist.


