Kommunalwahltage: Spielerisch Demokratie lernen

Die Landeszentrale besucht im Rahmen der Kommunalwahltage Schulen in zehn Kommunen in Nordrhein-Westfalen. Los ging es am Montag, 1. September, mit dem Städtischen Heinrich-Mann-Gymnasium in Köln.

Das Szenario sieht folgendermaßen aus: Eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern besucht am Tag der offenen Tür das städtische Rathaus. Die Jugendlichen sind neugierig. Sie streifen durch die Räume und landen irgendwann im Büro der Bürgermeisterin. Plötzlich schließt sich die Bürotür hinter ihnen. Sie ist verriegelt und kann nur mit einem Code geöffnet werden. Jetzt ist Teamgeist und kommunalpolitisches Wissen gefragt. Denn die Buchstaben, aus denen sich das Lösungswort zusammensetzt, sind in Rätseln im Raum versteckt.

15 Minuten haben die Schülerinnen und Schüler des Heinrich-Mann-Gymnasiums Zeit, um die Aufgaben zu lösen. Für die Jugendlichen ist das kein Problem. Sie haben den Türcode schon vor Ablauf der Zeit geknackt und können den Escape-Room verlassen.

Die Jugendlichen liefern sich Kopf-an-Kopf-Rennen

Das Spiel „Rathaus-Escape“ ist eine von vier Stationen, die die Landeszentrale an diesem Montagvormittag in dem Gymnasium im Kölner Stadtteil Volkhoven-Weiler aufgebaut hat. Das Angebot richtet sich an Schülerinnen und Schüler, die mindestens 16 Jahre alt sind und somit bei den Kommunalwahlen am 14. September abstimmen dürfen. Sie sollen mehr über die Wahl erfahren, über die Inhalte und Möglichkeiten, sich über die Positionen der Parteien und Wählergemeinschaften zu informieren. Deshalb gibt es auch eine Station zum lokal-o-mat. Die digitale Wahlhilfe wurde unterstützt von der Landeszentrale von der Universität Düsseldorf für zehn Städte in NRW, darunter auch Köln, entwickelt.

„Die Schülerinnen und Schüler informieren sich fast nur über TikTok. Da wollen wir als Schule gegensteuern."

Manuel Flintrop, Lehrer

Einer der Schüler, die bei den Kommunalwahltagen an diesem Vormittag dabei sind, ist der 17-jährige Christian. Ihm gefällt an dem Angebot vor allem der spielerische Charakter. Gerade hat er mit seinem Team erfolgreich den Escape-Room gemeistert. „Das Quiz hat mir aber noch mehr Spaß gemacht“, verrät er. An dieser Station treten zwei Gruppen von Schülerinnen und Schülern gegeneinander an. Sie müssen Fragen zur Kommunalwahl beantworten. Wer glaubt, die richtige Lösung zu kennen, schlägt auf den vor ihm aufgebauten Buzzer. Ist die Antwort korrekt, bekommt das Team einen Punkt. Die Schülerinnen und Schüler des Heinrich-Mann-Gymnasiums liefern sich richtige Wettkämpfe. Meist ist es ein Kopf-an-Kopf-Rennen, denn die Jugendlichen sind alle ziemlich fit, wenn es um das Thema Kommunalpolitik geht.

Unabhängige Info-Angebote außerhalb der sozialen Medien

Dass sie sich auf diesem Gebiet schon so gut auskennen, verdanken sie auch Manuel Flintrop, der an der Kölner Schule Politik und Sozialwissenschaften unterrichtet. „Die Schülerinnen und Schüler informieren sich fast nur über TikTok“, äußert der Gymnasiallehrer eine Beobachtung, die ihm angesichts von Fake News und der zunehmenden Präsenz rechter Gruppen in den Sozialen Medien Sorgen bereitet. „Da wollen wir als Schule gegensteuern“, betont Manuel Flintrop, der davon überzeugt ist, dass die Kommunalwahltage mit ihren interaktiven Angeboten hierfür eine gute Möglichkeit sind. 

Ganz ähnlich sieht das auch Schulleiter Nils Menge. „Demokratiebildung ist ein großes Thema an unserer Schule“, erklärt der Rektor. Ziel sei es den Jugendlichen das Rüstzeug an die Hand zu geben, damit sie sich unabhängig und auch außerhalb der Sozialen Medien über politische Themen informieren können. 

Und auch wenn die Schülerinnen und Schüler des Heinrich-Mann-Gymnasiums schon vor der heutigen Veranstaltung viel über die Kommunalwahlen wussten, haben sie noch einiges dazu gelernt. „Ich wusste nicht, dass die Briefwahlunterlagen so früh zurückgeschickt werden müssen“, verrät die 16-jährige Zohra. Mindestens drei Werktage vor der Wahl sollte der Stimmzettel in der Post sein, damit er rechtzeitig im Wahllokal ankommt. Da sie bereits weiß, dass sie am Wahlsonntag arbeiten muss, hat sich die 16-Jährige fest vorgenommen den Stimmzettel in den nächsten Tagen auszufüllen und abzuschicken. Nicht zu wählen, ist für sie nämlich keine Option.